Plätze der Befreiung

In Irakisch-Kurdistan protestiert die urbane Mittelschicht gegen die Regionalregierung

Von: Mary Kreutzer und Thomas Schmidinger

Die Proteste in der arabischen Welt haben auch in Irakisch-Kurdistan die Bevölkerung dazu ermuntert, ihre Unzufriedenheit mit der kurdischen Regionalregierung auf die Straße zu tragen. Am 17. Februar entlud sich die lange angestaute Wut. Sie richtet sich gegen die zunehmend autoritäre Regierung der vom Barzani-Clan kontrollierten Demokratischen Partei Kurdistans (DPK). Vorreiter der Protestbewegung ist dabei einmal mehr das als Hochburg des säkularistischen kurdischen Nationalismus bekannte Suleymania. Die Stadt war früher Hauptsitz der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) und ist heute das Zentrum der Oppositionspartei Gorran, die im Wesentlichen aus einer Abspaltung der PUK besteht, aber auch viele Unabhängige integriert.

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Liegt der Minoritenplatz in Ankara?

Warum türkische Schulen kein Problem, aber auch keine Lösung für die vorhandenen Probleme sind

Von: Thomas Schmidinger, Die Presse, 17.4.2010

Ein fast nebenbei hingeworfener Satz des Wiener Bürgermeisters Michael Häupl sorgte vergangene Woche für Aufregung. Häupl erklärte auf einer Pressekonferenz mit dem türkischen Botschafter, dass er sich eine türkische Schule nach dem Vorbild des Lycée Français vorstellen könne, also eine Eliteschule, die von Kindern wohlhabender türkischer Eltern besucht würde, die sich entsprechendes Schulgeld auch leisten könnten. Für die überwiegende Mehrzahl türkischer Kinder hätte diese Schule keinerlei Relevanz, und die Idee ist nicht so neu, dass sie die Aufregung rechtfertigen würde.

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Wahlen im Sudan. Eine Farce

Nicht erst mit dem Rückzug des von der SPLM unterstützten Präsidentschaftskandidaten ist die für den 11. April angesetzte Wahl im Sudan zur Farce geworden. Neben Yassir Arman von der SPLM haben auch die meisten anderen Oppositionsparteien ihre Kandidaten zurückgezogen.

Von: Thomas Schmidinger, Wiener Zeitung, 8.4.2010

Während die ehemalige südsudanesische Guerilla der SPLM zumindest weiterhin an den Parlamentswahlen teilnehmen will, boykottieren andere, wie die traditionell vor allem unter Intellektuellen verankerte Kommunistische Partei, auch diesen Wahlgang. Von den politisch relevanten Herausforderern von Präsident Umar al-Bashir, der das Land seit dem islamistischen Putsch 1989 autoritär regiert, ist lediglich Abdullah Deng Nhial von der innerislamistischen Konkurrenz der Popular Congress Party unter Hassan al-Turabi weiter im Rennen.

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