Prokop und „ihre“ Studie

Seit Tagen wird eine Studie, die im Auftrag des BMI über die „Integration muslimischer MitbürgerInnen in Österreich“ erstellt wurde, für populistische Scheindebatten im Vorfeld der nächsten Nationalratswahlen missbraucht.

Die Aussage von Innenministerin Prokop, wonach 45 Prozent der Moslems in Österreich „nicht an einer Integration interessiert sind“, findet sich nicht in der Studie. Sehr wohl attestiert die Studie einem Teil der österreichischen Muslime aber ein „großes Maß an Distanz“ zur Mehrheitsbevölkerung, eine Distanz die jedoch auch umgekehrt der Mehrheitsbevölkerung gegenüber Muslimen bescheinigt wird.
Wer sich selbst ein Bild von der Studie machen will, kann diese auf der Website des Innenministeriums unter diesem Link finden.

Angesichts der Verkürzungen und Verfälschungen Prokops wollen wir auch an die Geschichte der Arbeitsmigration nach Österreich erinnern. Die 2004 im Wien-Museum Karlsplatz präsentierte Ausstellung Gastarbajteri, die diese Geschichte in exemplarischen Stationen erzählt, ist seit einiger Zeit online zugänglich und diesbezüglich sehr zu empfehlen: http://www.gastarbajteri.at/

Wadi pflegt neben der Tätigkeit im Irak seit Jahren einen intensiven Dialog und eine enge Zusammenarbeit mit demokratischen und säkularen MitbürgerInnen mit islamischem Migrationshintergrund und ist der Überzeugung, dass reale Probleme nur durch die Stärkung dieser Kräfte und in enger Zusammenarbeit mit Säkularen und demokratischen Muslimen möglich ist. Eine Auseinandersetzung mit islamistischen Strömungen innerhalb der Muslime Europas war und ist immer eine politische Auseinandersetzung, die nicht zuletzt innerhalb der MigrantInnen selbst geführt werden muss und kein „Integrationsproblem“. In diesem Sinne wird sich Wadi weiterhin für die Stärkung von Frauenrechten und demokratischen Partizipationsmöglichkeiten muslimischer MigrantInnen einsetzen. Dabei wenden wir uns sowohl gegen rassistische Angriffe aus der Mehrheitsgesellschaft als auch gegen islamistische Ressentiments gegen säkulare Muslime, Juden oder Christen.