Irakisch-Kurdistan: Gewalt gegen Yezidi eskaliert

Wie erst jetzt aus kurdischen Quellen bekannt wurde, kam es am 15. Februar 2007 zu einem massiven Angriff radikaler kurdischer Islamisten auf die yezidische Stadt Shaikhan, wo das religiöse Oberhaupt und die Würdenträger der Yeziden leben. Der Überfall geschah laut der „Yezidische Gesellschaft in Deutschland“ mit Hilfe und Unterstützung kurdisch-muslimischen Polizeioffiziere der Stadt. Die Islamisten hätten dabei einen yezidischen Tempel (Mend), verschiedene Kulturzentren, Autos und Geschäfte zerstört und verbrannt, sowie zum Gihad gegen die Yezidi aufgerufen. Am nächsten Tag soll eine yezidische Frau und Mutter von vier Kindern vergewaltigt und enthauptet worden sein. Seither leben die hilflosen yezidischen Familien in dieser Region unter panischer Angst, richtigem Horror und sind in ihren Häusern eingesperrt.

Etwa ein Prozent der irakischen Gesamtbevölkerung gehört den Yezidi an. Die Religionsgemeinschaft, die im Gegensatz zu Christen- und Judentum von Muslimen nicht als Buchreligion betrachtet wird (und damit nicht dem islamischen Schutzgebot untersteht) wurde in den letzten Jahren immer wieder zum Angiffsziel radikaler Islamisten, die sie als „Teufelsanbeter“ denunzierten. Die meisten Yezidi leben in der zentralirakischen Provinz Ninive sowie in der kurdisch verwalteten Provinz Dohuk.

Ethnische und religiöse Minderheiten, die über kein von ihnen kontrolliertes Territorium verfügen, wurden in den letzten Monaten generell vermehrt zum Ziel von Anschlägen und Angriffen. Ein am Montag veröffentlichter Bericht der in London ansässigen Menschenrechtsgruppe „Minority Rights Group International“ erklärte, Minderheiten würden verstärkt Opfer „von Angriffen, Entführungen und Drohungen von allen Seiten“. Einige Gemeinden, die seit 2000 Jahren im Irak leben, stünden jetzt vor der Vernichtung. Im Kampf um die Vorherrschaft im Irak würden sie von Sunniten, Schiiten und Kurden angegriffen.

Die seit Jahren im Irak arbeitende Hilfsorganisation Wadi protestiert aufs Schärfste gegen die Gewalt gegen Minderheiten, insbesondere gegen die Angriffe auf Yezidi in Shaikhan und fordert die kurdischen Behörden dazu auf scharf gegen die Angreifer vorzugehen. „Es ist sicherzustellen“, so Wadi-Obmann Thomas Schmidinger, „dass in Zukunft Polizei und Peshmerga die Yezidi vor Angriffen schützen und sich nicht an diesen Angriffen beteiligen.“