Liebe in Zeiten des Krieges – Falter

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Fotobericht unserer Projektreise in die Osttürkei im April 2012

Wir besuchten im April 2012 gemeinsam mit zwei Journalistinnen der Frauensolidarität und der APA das Frauenzentrum in Dêrsim, trafen uns mit Initiativen und Vereinen in Diyarbakir, Dêrsim und Van, und reisten in das durch den Ilisustaudamm bedrohte Hasankeyf. Weiters beobachteten wir einen der Gerichtsprozesse („KCK-Prozesse“) in Diyarbakir.

Hier können Sie unseren Fotobericht über die Reise lesen:
fotobericht-unserer-projektreise-in-die-osttrkei-im-april-2012

LeEZA Nachrichten 2|09, Ausgabe 7

Weibliche Genitalverstümmelung im Nordirak
ausgabe 7

Seite 2: Editorial
Seite 3: Unterstützung irakischer Frauen in Haft: LeEZA kooperiert mit Haukari/Khanzad
Seite 4: Kurzmeldungen international. „Die Strategie findet man mit den Frauen selbst!“ Interview über FGM in Österreich
Seite 5: Beschneidung – Genitalverstümmelung: Begrifflichkeiten, Ursprünge und Auswirkungen
Seite 6: FGM im Nordirak. Ergebnisse einer empirischen Untersuchung
Seite 14: Menschenrechte abgeschafft. Die jüngste Fremdenrechtsnovelle in Österreich
Seite 15: Rezensionen

Die im Dezember 2009 erschienene siebte Ausgabe unserer Vereins-Zeitschrift beschäftigt sich erneut, wie bereits die dritte Ausgabe vor nunmehr drei Jahren, mit weiblicher Genitalverstümmelung bzw. Female Genital Mutilation (FGM). Diesmal liegen die Daten jener Erhebung zur Verbreitung von FGM im Nordirak vor, über deren Planung wir unsere Leser_innen und Unterstützer_innen bereits vor drei Jahren informiert hatten. Ines Garnitschnig setzte sich mit den quantitativen Ergebnissen der Befragung, die u. a. von LeEZA unterstützt wurde, auseinander und berichtet in dieser Sondernummer über die Resultate und Perspektiven im Kampf gegen FGM. Wir entschlossen uns ausnahmsweise, eine 16-seitige Ausgabe drucken zu lassen und bedanken uns auf diesem Weg herzlichst bei all jenen, die das Projekt unterstützt haben.

Besonders optimistisch stimmt uns der Start ins Jahr 2010, weil wir im Nordirak mit Khanzad und Haukari neue Kooperationspartner_innen gefunden haben und bereits eines ihrer Projekte unterstützen. Diesmal geht es um Frauen und Mädchen in U-Haft und im Straf- und Jugendgefängnis von Suleymaniah. Die inhaltliche Projektbeschreibung zur neuen Kooperation finden Sie auf Seite 3. Um die notwendigen Eigenmittel hierfür aufzustellen, sind wir über
die nächsten Monate hinweg auf Ihre Spenden angewiesen, und haben zu diesem Zweck der Zeitschrift einen Erlagschein beigelegt. Jeder Betrag, und sei er noch so klein, hilft uns weiter.

Weiters möchten wir Ihnen den neuen Lyrik-Sammelband von den beiden LeEZA-Mitarbeiter_innen Alicia Allgäuer und Thomas Schmidinger empfehlen, der im Oktober 2009 erschienen ist und Flüchtlinge und Migrant_innen in insgesamt 18 Sprachen samt Übersetzung ins Deutsche zu Wort kommen lässt: Man fragt mich, ob ich bin. Lyrik@Migration (Verein Alltag Verlag, 2009).

Bitte werfen Sie auch einen Blick auf unsere Homepage! Dort finden Sie nun einen vierten kurzen Videoclip, der die Arbeit unserer Kooperationspartnerinnen in Diyarbakir (Osttürkei) das Frauenzentrum EPIDEM, und deren Arbeit mit intern vertriebenen Kurdinnen zeigt. Herzlichen Dank an Daniel Binder, der all jene Clips für uns produzierte, die auf www.leeza.at zu finden sind!

Wenn Sie die aktuellen LeEZA-Nachrichten bestellen möchten, schicken Sie uns einfach ihre Postanschrift!
Die Zeitung ist gratis, wir freuen uns aber, wenn Sie uns für den Versand etwas überweisen würden. Ein Zahlschein liegt der Zeitschrift bei. Über Speden freuen wir uns ganz besonders.

Wir wünschen unseren Leser_innen und Unterstützer_innen ein gutes und frohes Jahr 2010!
Ihr LeEZA-Team


LeEZA
Liga für emanzipatorische Entwicklungszusammenarbeit

Die siebte Ausgabe der LeEZA-Nachrichten, diesmal mit dem Schwerpunkt „Weibliche Genitalverstümmelung im Nordirak“ wird kostenlos per Post zugeschickt. Mailen Sie uns Ihre Adresse!

e-mail: info@leeza.at
website: www.leeza.at
Tel.: 0699-11365509

Postfach 105
A-1181 Wien

SPENDENKONTO – jeder Euro hilft!
Lautend auf: LEEZA
Knt. Nr.: 6.955.355
BLZ: 32.000 Raiffeisen Landesbank NÖ

IBAN AT4432 0000 0006 955355
BIC (SWIFT) RLNWATWW

Wenn Sie keine Zusendungen von LeEZA wünschen, genügt eine kurze Nachricht an uns. Wir tragen Sie dann umgehend aus dem Informationsverteiler aus.

Fortschrittlicher Intellektueller in Irakisch-Kurdistan entführt?

Gestern, am Montag den 14. September 2009, verschwand in der kurdischen Stadt Suleymania im Nordirak der bekannte NGO-Mitarbeiter, Intellektuelle und politische Aktivist Soran QADIR KOSTE. Er wurde in den letzten Wochen wiederholt bedroht.

Der Mitarbeiter der NGO Norwegian People’s Aid, der 2007 an einer preisgekrönten Studie über Prostitution und Frauenhandel in Irakisch-Kurdistan mitarbeitete und im jüngsten Wahlkampf die Liste Goran (‚Change‘) unter Noshirwan Mustapha Emin unterstützte, war um 14 Uhr für einen Termin verabredet, von dem er bis dato nicht zurückgekehrt ist.

FreundInnen und politische MitstreiterInnen hegen den Verdacht einer Entführung, da Soran Qadir Koste in den letzten Wochen einer Reihe von Bedrohungen ausgesetzt war. Vor ca. drei Wochen wurde seine Wohnung verwüstet. Neben Patronen wurden vor Ort zwei Drohbriefe zurückgelassen. In einem wurde er aufgrund seines Engagements für Goran bedroht, im anderen für seine Mitarbeit an der Studie über Prostitution,die 2007 unter dem Namen ‚Ocean of Crimes. Social study on the phenomenon of prostitution and traffic with the female body in the society of Iraqi Kurdistan‘ publiziert wurde. Vor den Wahlen in Irakisch-Kurdistan im Juli 2009 kam es immer wieder zu gewaltsamen Übergriffen auf AktivistInnen von Goran und anderen Oppositionsparteien.

MitarbeiterInnen von LeEZA kennen Soran Qadir Koste als zuverlässlichen Partner für NGOs in Irakisch-Kurdistan. Thomas Schmidinger, Vorstandsmitglied von LeEZA und Politikwissenschafter an der Universität Wien, der Soran Qadir Koste 2008 auch als Student an einer Sommerakademie am Zentrum Moderner Orient (ZMO) unterrichtet hat, kennt und schätzt ihn als „verlässlichen und seriösen Intellektuellen, der mit Sicherheit nicht aus Jux und Tollerei einfach so verschwinden würde“.

Die Irakisch-Kurdischen Behörden werden von LeEZA dazu aufgefordert dem Verschwinden Soran Qadir Kostes rasch und konsequent nachzugehen und ihn – sollte er von staatlichen, parastaatlichen oder privaten Akteuren festgehalten werden – rasch und unbeschadet zu befreien.

Gewalt, Vergangenheitspolitik und Erinnerungskultur

Die neuen LeEZA-Nachrichten (1|09, Ausgabe 6) sind erschienen

Cover LeEZA-Nachrichten 6 (1/09) Anfaldenkmal

Inhalt:

Editorial
Projekt: Kampagne gegen FGM, Kurzmeldungen international
Vergangenheitspolitik, Erinnerungskultur und Trauma in (post-)autoritären und (post-)totalitären Staaten
Ein Tor gegen den Propaganda-Amoklauf. Die armenische Frage darf wieder gestellt werden
Dersim 1938. Erinnerungen an das Massaker nach dem Aufstand
Angst vor den Toten. Die politische Macht von Guerillaleichen
Erinnern an Anfal und Halabja in der Diaspora
Je reicher, desto mächtiger: Die Problematik der Spendenabsetzbarkeit
Kurzmeldungen Österreich, Rezensionen
Die sechste Ausgabe der LeEZA-Nachrichten, diesmal mit dem Schwerpunkt „Gewalt, Vergangenheitspolitik und Erinnerungskultur“ wird kostenlos per Post zugeschickt. Mailen Sie uns Ihre Adresse!

Kurdisches Mädchen im Irak zu Tode gesteinigt

Der Standard, 27.4.2007

– 17-Jährige hatte muslimischen Araber im Geheimen getroffen

– In Region 2007 bereits 40 ermordete Frauen aus Gründen der sogenannten „Ehre“

Die Steinigung eines 17-jährigen Mädchens durch ihre Familienangehörigen in Bashiqa, in der Nähe von Mosul, löste eine Protestwelle von aus, der sich auch Wadi, eine in Irakisch-Kurdistan tätige Hilfsorganisation aus Österreich, anschließt.

Am Freitag wurde bekannt, dass am 7. April in der irakisch-kurdischen Stadt Bashiqa, die 17-jährige Doa zu Tode gesteinigt worden ist. Nach Angaben von Wadi, einer vor Ort tätigen Hilfsorganisation aus Österreich, gehörte das Mädchen einer Yezidi-Familie an, hatte sich aber in einen muslimischen Araber verliebt und diesen im Geheimen getroffen. Als die Beziehung entdeckt wurde, brachte man das Paar auf eine Polizeistation und verhörte sie. Da der Mann Doa nicht heiraten wollte, verboten ihre Eltern die Rückkehr nach Hause. Ein yezidischer religiöser Würdenträger aus Bashiqa nahm sich ihrer an und versteckte sie fünf Tage lang bei sich zu Hause, bis sie Familienangehörigen aus seinem Haus holten, mit dem Versprechen, ihr würde nichts zustoßen. Auf offener Straße wurde sie daraufhin zu Tode gesteinigt, so Wadi.

Ihre Familienangehörigen gehören den mehrheitlich kurdischsprachigen Yezidi an, die selbst – in den letzten Monaten verstärkt – ins Visier islamistischer Terrorgruppen geraten waren, welche sie als „Teufelsanbeter“ denunzieren.

Mirza Dinnayi, ehemaliger Minderheitenberater des irakischen Staatspräsidenten Talabani und Koordinator der „Yezidi Democratic Community“ in Deutschland zeigt sich über den Vorfall bestürzt. „Alle yezidischen Vereine und Persönlichkeiten haben auf diesen barbarischen Akt voller Bestürzung reagiert. Dass Ehrenmorde nun auch unter Yeziden passieren, zeigt, wie verroht die irakische und die gesamte orientalische Gesellschaft ist.“

Fehlender Rechtsschutz

„In einer von ethnisierten und religiösem Fanatismus angeheizten Stimmung und der völligen Abwesenheit einer funktionierenden Staatlichkeit, kommt es immer häufiger vor, dass Familienverbände das Recht in die eigene Hand nehmen“, erklärt Wadi-Obmann Thomas Schmidinger den Kontext der Ermordung: „Davon sind offenbar auch Gruppen betroffen, die als Minderheiten selbst Opfer von Gewalt werden.“

Kurdische Frauen werden durch einen fehlenden Rechtsschutz immer wieder zum Opfer von Ehrenmorden, erklärt Mary Kreutzer von Wadi. „Dieser jüngste Mord ist jedoch durch die Beteiligung so vieler Personen und die Untätigkeit der anwesenden Polizisten und kurdischen Sicherheitskräften besonders erschütternd!“

Mirza Dinnayi befürchtet, dass sich die Situation für die yezidische Bevölkerung in den nächsten Wochen massiv verschlechtern werde. Er berichtet von manipulierten Videoaufnahmen, die das gesteinigte Mädchen mit Kopftuch und Koran in Händen zeigen. „Kurdische Islamisten verbreiten das Gerücht, dass das Mädchen zum Islam konvertiert sei, und deshalb sterben musste. Sie hetzen mit dieser Falschmeldung die Gemüter auf. In den Moscheen von Mosul kursiert seit der Tat eine Fatwa, die zur Ermordung von Yeziden aufruft. Und vor einer Woche wurden 24 yezidische Arbeiter aus einem Bus gezerrt und hingerichtet.“

Tatsächlich zeigen Filmaufnahmen, die mit einer Handy-Kamera gefilmt wurden, dass männliche Familienangehörige des Mädchens (der Onkel, der Bruder und ein Cousin) vor den Augen mehrer hundert Zuseher, das Mädchen nackt auszogen und zu Tode steinigten. Deutlich erkennbar sind ebenfalls Polizisten, die der Steinigung unbeteiligt zusahen und nicht einschritten.

2007 40 ermordete Frauen aus Gründen der sogenannten „Ehre“

So richtet sich die Forderung von Wadi nun auch an die irakischen und kurdischen Behörden entschieden strafrechtlich gegen die Familie des Opfers vorzugehen: „Nur wenn die Täter nun rasch festgenommen werden, ihnen der Prozess gemacht und sie nach dem irakischen Strafrecht bestraft werden, kann der irakische Staat noch glaubwürdig vermitteln, dass er keine Lynchjustiz duldet“, stellt Mary Kreutzer klar. „Aber auch die Untätigkeit der anwesenden Sicherheitskräfte muss untersucht werden.“ Bislang wurden lediglich sechs Personen verhaftet. „Es kann nicht sein, dass der Großteil des beteiligten Mobs einfach unbehelligt bleibt“, kritisiert Kreutzer. In diesem Zusammenhang fordert Wadi zudem rechtliche und gesellschaftliche Bemühungen zu intensivieren, die strukturellen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass endlich diese in der Öffentlichkeit weitgehend verschwiegenen Verbrechen entschieden bekämpft werden. Allein zwischen Jänner und März 2007 kam es zu 40 Mordfällen an Frauen aus Gründen der sogenannten „Ehre“ in Irakisch-Kurdistan, wie UNAMI (United Nations Assistance Mission in Iraq) jüngst berichtete. (red)