Ein neues Frauenzentrum für Dêrsim/Tunceli!

LeEZA unterstützt mit einer Spende von 5.000 Euro, die dankeswerterweise vom WGT-Österreich zur Verfügung gestellt wurde, den Aufbau eines Frauenzentrums in Tunceli (auf kurdisch/Zazaki: Dêrsim), in der Osttürkei.

Wer wird im Frauenzentrum Unterstützung finden?

Besucherinnen und Nutznießerinnen des von der Bürgermeisterin der kurdischen Stadt Tunceli/Dêrsim, Edibe Şahin – sie ist eine der wenigen weiblichen Bürgermeisterinnen der Türkei – in Kooperation mit LeEZA neu gegründeten Frauenzentrums sind die Bewohnerinnen der Stadt sowie der Dörfer rund um die Stadt. Es sind dies in erster Linie Frauen und Mädchen, die sowohl von individueller als auch von struktureller Gewalt betroffen sind. Hauptsächlich ist das häusliche Gewalt, Zwangsverheiratung, sexualisierte Gewalt, politische Gewalt durch das türkische Militär, Zwangsprostitution und Armut. (siehe unten auch unseren Projektreise-Bericht vom Mai 2009.)

Die Frauen, die in Tunceli/Dêrsim wohnen, sind Einheimische, bzw. Binnenflüchtlinge, deren Dörfer während des Krieges der 1990er Jahre durch das türkische Militär zerstört und in Brand gesetzt wurden. Andere wiederum mussten ihre Dörfer verlassen, weil sie dem Netz an Staudämmen, mit dem die Region überzogen wird, im Wege standen.

Zu diesen Frauen zählen auch Sexarbeiterinnen, die offiziell als „Kellnerinnen“ in Cafehäusern arbeiten. Zum Großteil handelt es sich um Zwangsprostituierte, die von ihren Zuhälter(inne)n ausgebeutet oder als Opfer von Menschenhandel aus anderen Städten (interner Menschenhandel) und auch zum Teil aus dem Ausland (externer Menschenhandel) nach Tunceli/Dêrsim verschleppt werden.

Erstmalig soll es durch die Initiative der Gemeinde ein kleines Frauenzentrum samt einem mobilen Betreuerinnenteam geben, das psychosoziale und rechtliche Beratung, Begleitung und Betreuung für die benachteiligten Frauen und Mädchen, anbietet. Das Zentrum bzw. die Mitarbeiterinnen sollen Unterstützung bei der Lösung der Probleme bieten, die durch Binnenmigration und durch die oben angeführten Gewaltsituationen entstanden sind.

Dêrsim liegt im Osten der Türkei, in einer ethnisch und religiös gemischten Region. In Dêrsim leben zazasprachige KurdInnen, ArmenierInnen und TürkInnen (letztere sind vor allem Militärangehörige, Beamte und LehrerInnen). Die Region ist durch eine Reihe von Aufständen, Massakern gegen die Zivilbevölkerung und dem jüngsten Krieg der türkischen Armee gegen die PKK und andere Guerillagruppen geprägt. Arbeitslosigkeit und wirtschaftlicher Niedergang prägen das Gebiet. Dêrsim nahm sehr viele Binnenflüchtlinge, die von Zwangsumsiedlung betroffen sind, auf.

Die türkische Regierung hat bislang wenig unternommen, die Probleme, die durch den Krieg entstanden sind, zu lösen. Die Region ist verwahrlost und durch die Folgen des Krieges geprägt, breite Teile der Bevölkerung sind traumatisiert. Am prekärsten ist die wirtschaftliche, soziale und psychosoziale Situation von Frauen und Kindern. Das patriarchale Geschlechtersystem und frauendiskriminierende Traditionen tragen das ihre dazu bei.

Das Projekt will nicht nur Anlaufstelle für Frauen und Kinder sein, die psychosoziale, rechtliche oder sonstige Unterstützung brauchen. Unterschwellig sollen die Frauen bei der Erlangung von Selbstbewusstseins unterstützt werden, und sie in ihrem alltäglichen Kampf um Gleichberechtigung zu unterstützen.

In Dêrsim gibt es bislang kein einziges Frauenzentrum, oder Beratungsstellen. Es ist dies der erste Versuch des Aufbaues eines Zentrums, der auch mit mobilen Mitarbeiterinnen arbeiten wird.

Angeboten soll werden: Beratung, Betreuung und Begleitung, Psychotherapie, Einzelgespräche, Gruppengespräche, Erfahrungsaustausch, gegenseitige Unterstützung, Workshops, Veranstaltungen zu frauenspezifische Themen, Seminare zu verschiedenen Themen, wie z. B. Frauen- und Kinderrechte, Menschenrechte, Gesundheit und Gewalt, Gruppenausflüge, Aufklärung und gemeindebezogene Arbeit, wie z. B. die Frauen besuchen und sie über die Beratungsstelle und über die Angebote zu informieren. Aufsuchend soll die Arbeit auch in „Kaffeehäusern“ sein, wo Kellnerinnen als Prostituierte ausgebeutet werden.

Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das mit Hilfe der Gemeinde Dêrsim/Tunceli, von LeEZA, dem WGT Österreich und in Zukunft von einem breiteren Spektrum an SpenderInnen und NGOs unterstützt werden soll.

Das gesamte Projekt zielt somit auf die Stärkung der Zusammenarbeit staatlicher und zivilgesellschaftlicher Organe bei der Sicherung von Frauenrechten und dem Schutz von Frauen vor Gewalt und Marginalisierung.

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Spenden auch Sie für den Aufbau des Frauenzentrums!
LeEZA, Knt. Nr.: 6.955.355, BLZ: 32.000, Raiffeisen Landesbank NÖ
Kennwort: Frauenzentrum Dersim

Mit freundlichen Grüßen,

die LeEZAs

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Theaterstück in Kurdistan über Gewalt gegen Frauen (2008)