Im Irak tätige Hilfsorganisation WADI fordert die Öffnung der Grenzen für Irak-Flüchtlinge

Die im Irak tätige Hilfsorganisation WADI fordert die Aufnahme von irakischen Kriegsflüchtlingen durch die EU und die USA um die prekäre Situation von zwei Millionen Flüchtlingen in Syrien und Jordanien zu entschärfen. Eine solche Aufnahme von Kriegsflüchtlingen – wie sie in Österreich zuletzt während des Bosnienkriegs gehandhabt wurde – wäre auch im Interesse der EU.

Diesen Vorschlag zur Bewältigung des Flüchtlingsansturms aus dem Irak in die Nachbarstaaten Syrien und Jordanien präsentierte heute die seit Jahren im Irak tätige Hilfsorganisation WADI:

„Es ist Zeit, die Grenzen der EU für irakische Staatsbürger zu öffnen!“, erklärte Wadi-Obmann Thomas Schmidinger. Österreich hätte die Möglichkeit, wie damals während des Bosnienkriegs, Irakerinnen und Iraker pauschal als Kriegsflüchtlinge anzuerkennen. „Würde die EU in einer gemeinsamen Anstrengung eine halbe Million Irakis aufnehmen und unter den verschiedenen EU-Staaten aufteilen, wäre dies problemlos bewältigbar. Auf Österreich würden – nach der Bevölkerungszahl der EU-Staaten aufgeteilt – ungefähr 12.000 Kriegsflüchtlinge kommen. Neben der EU solle jedoch auch die USA in die Pflicht genommen werden und ebenfalls eine halbe Million Kriegsflüchtlinge als Sofortmaßnahme aufnehmen. „Wenn die Truppen der beiteiligten EU-Staaten und der USA nicht fähig sind, die Sicherheit im Irak herzustellen, dann müssen wir wenigstens die Flüchtlinge aufnehmen!“ appelliert Schmidinger.

In den letzten Monaten sind über zwei Millionen irakische Staatsbürger nach Jordanien und Syrien geflüchtet, über 1,6 Millionen mussten als intern Vertriebene ihre Häuser verlassen und in anderen Teilen des Landes Unterkunft finden. Syrien und Jordanien sind mit der Flüchtlingswelle völlig überfordert. Der überwiegende Großteil der Flüchtlinge muss ohne jede Unterstützung auskommen. Die Hilfsorganisation Wadi, die seit Jahren im kurdischen Autonomiegebiet des Nordirak Frauen- und Sozialprojekte unterstützt, argumentiert jedoch nicht nur mit der humanitären Katastrophe.

„Langfristig“, so Schmidinger, „liegt es auch im ureigensten Sicherheitsinteresse der Europäischen Union hier die humanitäre Lage zu entschärfen. Ein dauerhaftes Flüchtlingsproblem in Jordanien und Syrien würde dortige politische Konflikte massiv verschärfen. Damit könnte langfristig die Region destabilisiert und letztlich der Terror gefördert werden.“ Die Hilfsorganisation, die seit Jahren eng mit Exilirakern in Österreich zusammenarbeitet, sieht auch keinerlei Integrationsprobleme mit den neuen Flüchtlingen:

„Niemand von diesen Flüchtlingen wollte gehen. Sie haben lange im Irak ausgeharrt und wenn der Bürgerkrieg bald zu Ende sein sollte, werden die meisten freiwillig in den Irak zurückkehren“, so Mary Kreutzer, die die Frauenprojekte im Irak von Österreich aus koordiniert: „Wenn sie aber länger bleiben, dann haben jene 5.000 Irakerinnen und Iraker, die schon während der Diktatur Saddam Husseins nach Österreich flüchteten, bewiesen, dass sie eine Bereicherung für dieses Land sind. Viele von ihnen sind bestens ausgebildet und arbeiten heute als Ärzte, Wissenschafterinnen und Unternehmer. Für Österreich sind diese Menschen vor allem eine Bereicherung!“