Türkei: Ranghöchste Militärs in Bombenanschlag von Semdinli verwickelt

Laut türkischen Medienberichten kommt es nun zu einer Untersuchung gegen den Kommandeur der türkischen Bodentruppen General Yasar Büyükanit wegen seiner Beteiligung an einem Anschlag in Türkisch-Kurdistan. Büyükanit und mehrere Männer unter seinem Befehl würden von der Staatsanwaltschaft in Van wegen Machtmissbrauchs und Gründung einer kriminellen Untergrundorganisation verdächtigt, berichteten gestern die beiden größten türkischen Tageszeitungen Hürriyet und Sabah.

Bei einer Bombenexplosion in einem Buchladen in der Stadt Semdinli, die von türkischen Militärs der kurdischen Guerilla PKK in die Schuhe geschoben werden sollte, waren im November 2005 ein Mensch getötet und sechs weitere verletzt worden. Leute auf der Straße konnten den mutmaßlichen Bombenleger stellen, als er versuchte, in ein Auto zu steigen, in dem noch zwei weitere Personen saßen. Beim Attentäter handelte es sich um ein ehemaliges PKK-Mitglied, das zu den türkischen Sicherheitskräften übergelaufen war. Das Auto stellte sich als ein Fahrzeug der Gendarmerie heraus. Im Kofferraum des Fahrzeuges wurden verschiedene Dokumente gefunden, darunter ein Kalender, aus dem hervorgeht, dass die Zufahrtsstraße zum Ort beobachtet wurde. Außerdem wurde ein Lageplan des Buchgeschäftes, in dem sich die Explosion ereignet hatte, gefunden. Eine Liste mit mehr als hundert Namen zählte mögliche PKK-Sympathisanten auf, eine weitere Liste Informanten der türkischen Sicherheitskräfte.

Der Anschlag durch türkische Sicherheitskräfte hatte eine Protestwelle der lokalen Bevölkerung ausgelöst. General Büyükanit soll in der Folge die Justizbehörden zugunsten eines Unteroffiziers beeinflusst haben, dem Anstiftung zu dem Attentat zur Last gelegt wurde. Büyükanit ist die Nummer zwei der türkischen Armee und sollte eigentlich im Laufe des heurigen Jahres zum Armeechef ernannt werden.