LeEZA Nachrichten 1I10, Ausgabe 8

Durchs wilde Kurdistan?
Selbst- und Fremdbilder von Kurden und Kurdinnen
leeza nachrichten nr 8_seite_01

Seite 2: Editorial
Seite 3: LeEZA kooperiert mit Haukari/Khanzad: Betreuung inhaftierter Frauen in Sulaimania
Seite 4: „Es ist nur in Kurdistan zu haben, wo es starke und muthige Männer gibt“.
Seite 5: Blue Connection to Kurdistan
Seite 7: Linke Revolutionsträume. Das Kurdistan-Bild der linken Solidaritätsbewegungen
Seite 9: „Kinder der Meder“. Oder wie kurdische Selbstbilder aus Europa nach Kurdistan importiert wurden
Seite 10: „Das Interessanteste am kurdischen Befreiungskampf sind die Frauenaktivitäten“. Interview mit Sakina
Seite 11: Rezensionen

Nummer Acht der LeEZA-Nachrichten! Mit etwas Stolz, wie immer, präsentieren wir Ihnen, liebe Leser_innen und Freund_innen von LeEZA, den aktuellen Schwerpunkt.
Um nur ja kein Fettnäpfchen auszulassen, wollen wir uns diesmal mit den lustigen Bildern befassen, die über „die Kurden“ oder „die Kurdinnen“ und „Kurdistan“ kursieren. Wir wollen Blicke analysieren: orientalisierende, sexistische, nationalistisch-romantisierende und rassistische Bilder, die sich Europäer_innen machen und die manchmal auch von Kurd_innen selbst übernommen werden. Lassen Sie sich überraschen und scheuen Sie sich nicht uns zu verfluchen, sollten wir eines Ihrer Lieblingsbilder treffend zerlegt haben.

Neben den Beiträgen der LeEZA-Mitarbeiter_innen Soma Ahmad, Thomas Rammerstorfer, Alicia Allgäuer, Kıymet Ceviz, Saya Ahmad und Thomas Schmidinger konnten wir als Gastautor diesmal den bekannten Historiker Ferdinand Hennerbichler gewinnen, der beschreibt, wie kurdische Selbstbilder aus Europa zurück nach Kurdistan importiert wurden. Den Ursprung diverser absurder Abstammungstheorien (von den Medern oder „den Ariern“) sieht Hennerbichler als bis heute in gewissen kurdischen Intellektuellenkreisen verbreitete Rassentheorien deutschsprachiger Kurdenforscher.

Karl May – der die Region bekanntlich nur vom Hörensagen kannte – und seine Abenteuer „Durchs wilde Kurdistan“ werden im vorliegenden Heft kräftig durch den Kakao gezogen; wir vergehen uns weiters – u.a. – an jenen kurdischen Exilpolitikern in Wien, die neuerdings Reisen ins Wilde Kurdistan für Faschisten organisieren; danach legen wir uns schamlos mit der Soli-Szene und ihren linken Revolutionsträumen und Kurdistan-Verherrlichungen an und interviewen die türkisch-kurdische Sängerin, Journalistin und Frauenrechtlerin Sakina über ihre Erfahrungen in der kurdischen Widerstands- und Frauenbewegung sowie deren (mangelnde) Wahrnehmung in Europa. Zu guter Letzt gibt es wie immer Lese-Tipps und die aktuelle Projektbeschreibung und fertig ist die Nummer Acht.

Wir wünschen Ihnen nun eine spannende Lektüre und – bleiben Sie uns gewogen: ein Zahlschein für Ihre Spende liegt der Zeitschrift bei. Merci!

Mary Kreutzer (LeEZA)

LeEZA
Liga für emanzipatorische Entwicklungszusammenarbeit

Die achte Ausgabe der LeEZA-Nachrichten, diesmal zum Thema „Durchs wilde Kurdistan, Selbst- und Fremdbilder von Kurden und Kurdinnen“ ist im September 2010 erschienen. Wir schicken die Zeitschrift kostenlos zu: mailen Sie uns bei Interesse Ihre Adresse!

e-mail: info@leeza.at
website: www.leeza.at
Tel.: 0650-5236415

Postfach 105
A-1181 Wien

SPENDENKONTO – jeder Euro hilft!
Lautend auf: LEEZA
Knt. Nr.: 6.955.355
BLZ: 32.000 Raiffeisen Landesbank NÖ

IBAN AT4432 0000 0006 955355
BIC (SWIFT) RLNWATWW

Wenn Sie keine Zusendungen von LeEZA wünschen, genügt eine kurze Nachricht an uns. Wir tragen Sie dann umgehend aus dem Informationsverteiler aus.

Soran Qadir Koste wieder gefunden

Der kurdische Intellektuelle und führende Mitarbeiter der norwegischen NGO NPA, Soran Qadir Koste, der am Montag in der Stadt Suleymaniya (Irakisch-Kurdistan) verschwunden war (LeEZA berichtete), wurde heute früh wieder lebend gefunden. Aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes konnte er noch keine Details zu seiner Entführung berichten. Fest steht nur, dass er von bislang Unbekannten entführt und heute morgen in Kirkuk aufgegriffen wurde. Über die Täter gibt es bislang keine Informationen. Drohungen richteten sich in der Vergangenheit sowohl gegen sein politisches Engagement als auch gegen seine Mitarbeit an einer Studie zum Thema Prostitution und Frauenhandel in Kurdistan.

Aktuelle Infos zum Iran bzw. zu den Protesten

1. Gegen eine Kaution von zirka 35.000 Euro wurde die bekannte Anwältin Shadi Sadr am 28. Juli aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis entlassen – was wohl vor allem den internationalen Protesten zu verdanken ist. LeEZA hatte über ihre Verhaftung am 17. Juli berichtet.

2. In der heutigen Jungle World ist ein Diskussionsbeitrag von Thomas Schmidinger zur Einschätzung der Protest erschienen, der sich auf die dortigen Debattenbeiträge der letzten Wochen bezieht. Auch diese sind online auf der Website der Jungle World nachzulesen. Thomas Schmidingers Beitrag ist unter http://jungle-world.com/artikel/2009/31/36482.html zu finden.

3. Heute jährt sich der 40. Todestag von Neda Soltani, deren Tod bei den Protesten gegen den Wahlbetrug gefilmt wurde und die zum Symbol für die brutale Gewalt des Regimes wurde. ExiliranerInnen protestieren deshalb heute vor dem UN-Gebäude in Wien, wozu auch die LeserInnen unseres e-mail-Newsletters herzlichst eingeladen sind. Hier die Einladung der Gemeinschaft zur Unterstützung für die Rechte aller Iraner – Wien:

40. TODESTAG VON NEDA SOLTANI

Neda Soltani war am 20. Juni am Rande der Proteste gegen das umstrittene Wahlergebnis im Iran auf offener Straße von regierungstreuen Basij-Milizen erschossen worden.
Zum Gedenken an ihren 40. Todestag und all jener, die ihr Leben im Kampf für Demokratie und Menschenrechte im Iran verloren haben, versammeln sich am Donnerstag, 30. Juli ab 19Uhr besorgte BürgerInnen vor dem UN-Gebäude in Wien.
Erscheinen Sie bitte zahlreich und nehmen Sie als Zeichen der Solidarität eine Kerze mit, die wir gemeinsam zu einem mahnenden Lichtermeer vereinen wollen.
Der Ruf nach Demokratie, Freiheit und Menschenrechte im Iran darf auch Wochen nach den manipulierten Präsidentenwahlen nicht verstummen!

Ort: UN-Gebäude in Wien, Tor 1

Wagramer Straße 5, 1220 Wien

Zeit: Do, 30. Juli. 2009, 19 – 21Uhr

Gemeinschaft zur Unterstützung für die Rechte aller Iraner – Wien

Verhaftungswelle im Iran: Feministin Shadi Sadr wurde gestern verschleppt

Eine unbekannte Zahl an OppositionsaktivistInnen wurde in den letzten Wochen im Iran festgenommen. Immer wieder werden am Rande von Demonstrationen, aber auch nach Verhaftungen Oppositionelle getötet. Vielen der Verhafteten droht Folter und sexuelle Gewalt. Von den meisten sind der genaue Aufenthaltsort und der Grund der Verhaftung unbekannt. Die Friedensnobelpreisträgerin Shirin Ebadi sprach in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ FAZ von mehr als 2050 Verhaftungen und ca. 100 Toten seit den Wahlen.

Unter den Verhafteten sind auch prominente KünstlerInnen und Feministinnen. So wurde der bekannte Journalist und Filmemacher Maziar Bahari am 21. Juni verhaftet. Trotz einer Petition von 100 internationalen JournalistInnen aus der Arabischen Welt, aus Europa, Asien und Amerika (siehe: http://cpj.org/2009/07/free-maziar-bahari-100-global-journalists-petition.php), wurde der bekannte Regisseur bislang nicht enthaftet.

Gestern, am Freitag den 17. Juli, wurde schließlich die Rechtsanwältin und Journalistin Shadi Sadr verhaftet. Shadi Sadr war gegen 11.30 Uhr mit einigen anderen Frauen der Gruppe Meydaan unterwegs zum Freitagsgebet, als zuerst ein Motorradfahrer die Gruppe anhielt und danach weitere Sicherheitskräfte Shadi Sadr in einen hinzu kommenden Peugeot zerrten. Sie versuchte zu fliehen. Aber als weitere Sicherheitskräfte hinzu kamen, wurde sie schließlich mit Schlagstöcken vor den Augen ihrer Freundinnen in das Auto gezerrt.
Shadi Sadr ist Vorsitzende von „RAAHI“ (www.raahi.org), einem Rechtsberatungszentrum für Frauen und gründete das Internetportal „Zanan-e Iran“ (Frauen im Iran), die erste Website, die sich der Arbeit von Feministinnen im Iran widmet. Sie war u.a. eine der Anwältinnen von Nazanin Fatehi, einer 17 Jahre alten Jugendlichen, die ursprünglich zum Tode verurteilt worden war, nachdem sie sich gegen eine Vergewaltigung gewehrt und dabei einen der Vergewaltiger mit einem Messer tödlich verletzt hatte. Die erfolgreiche Verteidigung durch Shadi Sadr und die unterstützende internationale Kampagne gegen die Todesstrafe sorgte auch im Iran selbst für einiges Aufsehen. Sie ist auch Verteidigerin der Journalistin und Bloggerin Shiva Nazar Ahari, die unmittelbar nach den Präsidentschaftswahlen verhaftet wurde. Weitere Informationen und einen

Urgent Call für Proteste finden Sie unter:
http://www.shabakeh.de
oder
http://stopchildexecutions.com/index.php?option=com_content&view=article&id=92%3Aurgent-call-release-attorney-shadi-sadr&catid=36%3Ascenews&Itemid=68

Proteste gegen die Unterdrückung der Demokratiebewegung im Iran

Die Liga für emanzipatorische Entwicklungszusammenarbeit (LeEZA) protestiert gegen die Wahlfälschungen im Iran und die Unterdrückung der demokratischen Proteste durch das Regime.

Trotz des autoritären Charakters der „Islamischen Republik“ konnte der Iran bislang darauf verweisen zumindest in einem engen vorselektierten Rahmen pluralistische Wahlen zuzulassen. Mit dem jüngsten Wahlbetrug zu Gunsten des amtierenden Präsidenten Mahmud Ahmedinejad hat das iranische Regime jedoch die Chance auf eine gewaltlose Reform des Systems vertan. LeEZA fordert die iranischen Wahlbehörden auf die gefälschten Wahlen unter internationaler Kontrolle zu wiederholen und den Willen der iranischen Bevölkerung für eine Demokratisierung zu akzeptieren.

Während die iranische Linke die Wahlfälschungen massiv kritisiert und – etwa die traditionsreiche Kommunistische Partei des Iran (Tudeh) – von einem „coup d´etat“ spricht, meinen andere vermeintliche Linke dem Wahlfälscher gratulieren zu müssen. So hat Venezuelas Präsident Hugo Chávez als einer der ersten Staatschefs dem iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinejad zur Wiederwahl gratuliert. In seiner Sendung „Aló Presidente“ sprach Chávez von einem „großartigen Sieg“, der nur durch die „Stimmen des Imperialismus“ getrübt worden wäre. Die Regierung in Caracas teilte mit, dass Chávez seinem Amtskollegen in einem Telefongespräch auch persönlich zu dem „Wahlsieg“ gratuliert habe. Auch der irakische Präsident Jalal Talabani, als Parteichef der Patriotischen Union Kurdistans (PUK) ebenfalls aus der Linken kommend, beeilte sich Ahmadinejad zum „Vertrauen seiner Bevölkerung“ zu gratulieren. LeEZA protestiert gegen diese Haltung autoritärer linker Staatschefs und hofft, dass Talabanis Demokratieverständnis nicht auch auf den Irak angewendet wird.

Verhetzung durch FPÖ-Plakat. LeEZA-Vorstandsmitglied verlangt Überprüfung durch Staatsanwaltschaft

LeEZA-Mitgründer und Vorstandsmitglied Thomas Schmidinger übermittelte heute eine Sachverhaltsdarstellung an die Anklagebehörde (Staatsanwaltschaft) in Wien, um den Tatbestand der Verhetzung durch die FPÖ-Plakate „Abendland in Christenhand. Tag der Abrechnung“ überprüfen zu lassen. Siehe auch:

http://derstandard.at/?url=/?id=1241622310525

EU-Wahl: FPÖ-Plakat beschäftigt Staatsanwaltschaft

Wiener Politikwissenschafter verlangt Überprüfung wegen Verhetzung durch Slogan „Abendland in Christenhand“
Wien – Das umstrittene FPÖ-Plakat zur EU-Wahl mit dem Slogan „Abendland in Christenhand“ beschäftigt jetzt die Staatsanwaltschaft Wien. Der Politikwissenschafter Thomas Schmidinger hat am Freitag eine Sachverhaltsdarstellung an die Anklagebehörde übermittelt, um den Tatbestand der Verhetzung überprüfen zu lassen. „Viele österreichische Muslime, aber auch Juden und Atheisten, fühlen sich durch solche Plakate in ihrer Menschenwürde auf verletzende Weise beschimpft oder verächtlich gemacht“, begründet er darin seinen Schritt.

Das FPÖ-Plakat, auf dem Spitzenkandidat Andreas Mölzer und Parteichef Heinz-Christian Strache abgebildet sind, hatte bereits für Empörung bei Vertretern der Muslime in Österreich aber auch bei christlichen Religionsgemeinschaften gesorgt. Schmidinger: „Die FPÖ spricht in ihrem Plakat zwar nicht explizit Muslime als Adressaten an, allerdings ist für Wählerinnen und Wähler der FPÖ klar, dass damit nicht nur Nichtchristen im Allgemeinen, sondern Muslime im Besonderen gemeint sind.“ Insbesondere in der Kombination des Spruches „Abendland in Christenhand“ mit einem „Tag der Abrechnung“ könnte sich daraus eine Aufforderung zu einer feindseligen Handlung ergeben. (APA)

Weiters: http://www.kurier.at/nachrichten/317271.php

Die gesamte Sachverhaltsdarstellung kann hier nachgelesen werden: http://homepage.univie.ac.at/thomas.schmidinger/anzeige_fpoe.pdf

Verhaftungswelle von Studierenden im Iran

Nachdem bereits am 5. Februar 2009 vier Mitglieder der Amir Kabir University’s Islamic Students Association (ISA) in Teheran verhaftet wurden, folgten am 23. Februar 80 weitere Inhaftierungen von Studierende der selben Universität. Die Polizei spricht von „9 Drahtziehern“, die die Proteste gegen „Märtyrer“-Bestattungen auf dem Universitäts Campus organisiert hätten. Der Aufenthaltsort der meisten Gefangenen ist nicht bekannt. Die Verhafteten könnten im berüchtigten Evin Gefängnis sein, wo regelmäßig Folter praktiziert wird.

Zu Norouz, dem iranischen Neujahrsfest, haben Irans StudentInnen nichts zu feiern. Während iranische Familien normalerweise den Frühlingsbeginn mit einem Picknick feiern, müssen eine ganze Reihe von Studierenden diese Feiertage in Haft verbringen. Erfahrungen mit früheren Verhaftungswellen deuten jedoch darauf hin, dass sie auch Schlimmeres erwarten kann: Folter ist in Irans Gefängnissen immer noch eine übliche Methode.

Die jüngste Serie von Verhaftungen richtete sich v.a. gegen Studierende, aber auch gegen Minderheiten, Gewerkschafter und Frauenrechtsaktivistinnen. Das in Teheran ansässige und von Shirin Ebadi mitgetragene Centre for Human Rights Defenders (CHRD) meldete am 12. März die Verhaftung von Studierenden.

Bereits am 5. Februar waren vier Mitglieder der Amir Kabir University’s Islamic Students Association (ISA), Esmail Salmanpour, Majid Tavakkoli, Hossein Torkashvand und Koroush Daneshyar, bei einer Gedenkkundgebung für Mehdi Bazargan – den ersten iranischen Premierminister nach der Revolution – verhaftet worden.

Bestattung von Märtyrern auf Universitätsgelände erleichert der Polizei den Zugang

Am 23. Februar wurden schließlich rund 80 Studierende an der selben Universität verhaftet, die gegen die Bestattung von „Märtyrern“ aus dem irakisch-iranischen Krieg an der Universität demonstrierten. Solche Friedhöfe werden im Iran immer wieder dazu benutzt, der Polizei leichteren Zugang auf das Gelände, auf dem die Gräber liegen, zu ermöglichen.

Unter den Verhafteten sind auch die Studierendenaktivisten Mehdi Mashayekhi, Nariman Mostafavi, Ahmad Qasaban und Abbas Hakimzadeh.

Verhaftung nach Interview für „Voice of America“

Nach Informationen, die LeEZA direkt aus dem Iran erhielt, wurde Mostafavi verhaftet, nachdem er ein Interview für „Voice of America“ gegeben hatte. In dem Interview sprach sich Mostafavi gegen diese Bestattung an der Universität aus. Einen Tag später kam es zu besagter Demonstration mit rund 80 Verhaftungen. Der Großteil wurde rasch wieder freigelassen. Allerdings suchten die Behörden nach insgesamt 9 „Drahtziehern“.

Nariman Mostafavi, der als Studentenaktivist den Behörden schon länger ein Dorn im Auge sein dürfte, wird dabei als einer der angeblichen „Drahtzieher“ gemeinsam mit Ahmad Qasaban, Mehdi Mashayekhi, Abbas Hakimzadeh und den später verhafteten Yaser Torkman, Alireza Davoudi, Sanaz Allahyari, Nasim Roshana’i, Maryam Sheikh und Amir Hossein Mohammadi-Far weiter in Haft gehalten. Der Aufenthaltsort der meisten Gefangenen ist nicht bekannt. Die Verhafteten könnten im berüchtigten Evin Gefängnis sein, wo regelmäßig Folter praktiziert wird.

Proteste für die gefangenen StudentInnen können an die iranische Botschaft in Wien gerichtet werden:

Botschaft der Islamischen Republik Iran
Jauresgasse 9
1030 Wien 57
Tel: 01 712 26 50
01 712 26 57
e-mail: public@iranembassy-wien.at

Frankfurter Buchmesse mit Türkei-Schwerpunkt: Auch LeEZA-MitarbeiterInnen sind vertreten PA LeEZA

Heute wurde die 60. Frankfurter Buchmesse eröffnet. Bis Sonntag erwarten die VeranstalterInnen knapp 300.000 BesucherInnen. 7.373 AusstellerInnen aus 100 Ländern sind präsent. Zu sehen sind insgesamt mehr als 400.000 Bücher und andere Medien. Gastland ist diesmal die Türkei, eines der Projektländer von LeEZA.

Wir unterstützen derzeit ein Frauenprojekt in Diyarbakir, planen aber eine Ausweitung unserer Arbeit im politisch wie ökonomisch marginalisierten Südosten der Türkei. Zum Gastland, der Türkei, mit ihrer reichen und gesellschaftskritischen Literatur, gehören auch die Literaturen der sprachlichen Minderheiten, seien sie in Kurmaji, Zaza, Lasisch, Arabisch, Griechisch, Aramäisch oder Armenisch verfasst.

Viele LiteratInnen der Minderheiten der Türkei, darunter auch so große Namen wie Yasar Kemal, schreiben jedoch trotz ihrer ethnischen Zugehörigkeit und ihres offenen Bekenntnisses zu ihrer kurdischen Herkunft in türkischer Sprache. Die gemeinsame Sprache der Türkei, hervorgegangen aus dem Osmanisch des multiethnischen Osmanischen Reiches, ist schließlich weit mehr als nur eine Sprache türkischer NationalistInnen. Sie ist auch die Sprache, in der soziale Kämpfe sprachlichen Ausdruck finden und kritische Literatur geschaffen wird. In ihr werden die wichtigen Zukunftsfragen der Türkei debattiert, wozu ganz zentral die Geschlechterfrage, das Verhältnis zwischen laizistischem Staat und Islam und die Kurdenfrage gehören. Letztere ist es auch, die durch die Präsenz kurdischer Literatur sichtbar werden wird.

Mit Thomas Schmidinger ist einer unserer Mitarbeiter auf der Buchmesse vertreten. Auf Einladung der Kurdischen Regionalregierung im Irak, wird er auf dem Stand „Kurdistan Book International“ am Samstag, dem 18. Oktober um 15. 30h einen Vortrag halten:

Kurdistan Book International, Halle 5.0 Stand A 965 “Die Kurdenfrage und die Demokratie im Nahen Osten“ Thomas Schmidinger spricht über die Veränderungen und Chancen, die sich aus dem Modell einer Autonomie in Irakisch-Kurdistan für die Demokratisierung in der Region ergeben.

Thomas Schmidinger hat in diesem Jahr drei Bücher (mit-)herausgegeben, die ebenfalls auf der Frankfurter Buchmesse präsentiert werden:

Thomas Schmidinger (Hg.):
Vom selben Schlag…
Integration und Migration im niederösterreichischen Industrieviertel Alltag Verlag, Wiener Neustadt

Dunja Larise / Thomas Schmidinger (Hg.):
Zwischen Gottesstaat und Demokratie.
Handbuch des politischen Islam
Deuticke Verlag, Wien

Eva Pentz / Georg Prack / Thomas Schmidinger / Thomas Witteck (Hg.):
“Dies ist kein Gottesstaat!“
Terrorismus und Rechtsstaat am Beispiel des Prozesses gegen Mohamed M. und Mona S.
Passagen Verlag, Wien

Mit dem Buch „Ware Frau. Auf den Spuren moderner Sklaverei von Afrika nach Europa“ von Mary Kreutzer und Corinna Milborn, das im Frühling bei Ecowin erschienen ist, wird ein weiteres Buch einer LeEZA-Mitarbeiterin auf der Buchmesse vertreten sein.

„Zivilgesellschaft“ kann auch rechtsextrem, autoritär und reaktionär sein. Die neuen LeEZA-Nachrichten sind erschienen

Liebe Freundinnen und Freunde von LeEZA!

Die aktuelle Ausgabe unserer Zeitschrift „LeEZA-Nachrichten“ (vormals „Wadi-News“) ist nun auch online auf unserer homepage (www.leeza.at) zu lesen. Wie immer schicken wir die Printversion gerne kostenlos per Post zu, wenn Sie uns Ihre Postanschrift mitteilen.

Der aktuelle Schwerpunkt der LeEZA-Nachrichten thematisiert „Zivilgesellschaft und/versus Emanzipation“. Dass Zivilgesellschaft – also auch WählerInnen – keineswegs an sich fortschrittlich und demokratisch ist, zeigt nicht zuletzt das gestrige Wahlergebnis in Österreich.

„Zivilgesellschaft“ kann auch rechtsextrem, autoritär und reaktionär sein. Dies gilt nicht nur für Österreich, sondern auch für die Regionen, in denen wir als entwicklungspolitische NGO tätig sind. Die jüngste Nummer unserer Zeitschrift beschäftigt sich deshalb grundsätzlich mit Fragen der Zivilgesellschaft und enthält folgende Beiträge:

Irak. Ein Reisebericht
Zivilgesellschaft versus Emanzipation?
Nehmt den Männern den Koran. Interview mit Nahed Selim
Zivilgesellschaft versus FGM?
Ocean of crimes. Frauenhandel und Prostitution in Kurdistan
Interview mit Rahime Hacioglu von EPI-DEM, Projektbesuch
Entwicklungspolitik zur Wahl 2008
Mit freundlichen Grüßen,

die LeEZAs

Zwischen Gottesstaat und Demokratie: Handbuch des politischen Islam

LeEZA-Vorstandsmitglied Thomas Schmidinger hat gemeinsam mit Dunja Larise ein Handbuch des Politischen Islam, mit Schwerpunkt auf Organisationen in Österreich, herausgegeben, das ab 20.08.2008 im Buchhandel erhältlich ist. Neben Schmidinger, haben mit Soma Ahmad und Saya Ahmad noch zwei weitere Mitarbeiterinnen von LeEZA an dem Buch mitgewirkt, das erstmals nicht nur die unterschiedlichen Strömungen des Politischen Islam beschreibt, sondern auch deren österreichische Organisationen kritisch untersucht. Das Buch wirkt damit sowohl einer pauschalen Verteufelung als auch einer Exkulpierung des Islam entgegen, und leistet eine differenzierte Analyse und Kritik.

Im Mittagsjournal vom 19.08.2008 wurde dazu bereits ein Bericht gesendet, der im Internet nachzuhören ist:
http://oe1.orf.at/konsole/otoninfo?id=94846

Das Buch ist seit 20.08.2008 im Buchhandel erhältlich:

Dunja Larise, Thomas Schmidinger (Hg.):
Zwischen Gottesstaat und Demokratie
Handbuch des politischen Islam
320 S., Paperback,
ISBN: 978-3-552-06083-8
€ (A) ca. EUR 20,50 / € (D) ca. EUR 19,90

Bei Amazon kann es >> hier ebenfalls bestellt werden.