Wie Angehörige des seit Oktober 2005 im nordirakischen Erbil/Hawler inhaftierten österreichischen Staatsbürgers Kamal Qadir soeben mitteilten, befindet er sich entgegen fälschlich in den Medien verbreiteten Informationen auch heute, Sonntag, nach wie vor in Haft.
Man habe ihm gestern, Samstag, mitgeteilt, dass sein Verfahren innerhalb der nächsten Tage, vielleicht sogar bereits heute, Sonntag, neu aufgerollt werde. Wie seine Verwandten aus dem Nordirak Wadi-Mitarbeitern berichten, habe er keinen Zugang zu einem Verteidiger und befürchte, dass er erneut in einem Schnellverfahren zu mehreren Jahren verurteilt werde. Er bittet das Österreichische Außenministerium sich dringend und mit Nachdruck für ihn einzusetzen. In den drei Monaten, die er nun bereits im Gefängnis von Arbil/Hawler verbringen musste, habe er keinen Zugang zu einem eigenen und vertrauenswürdigen Verteidiger bekommen.
Kamal Qadir berichtete seiner Schwerster, die ihn im Gefängnis besuchen darf, dass der Menschenrechtsminister der Kurdischen Regionalregierung, Ihsan Nuri, ihm gedroht habe, er müsse „im Gefängnis bleiben und dort verrotten“.
Was ihm nun, nach der Aufhebung des Urteils vom Dezember 2005 – Kamal Qadir war wegen „Entehrung der kurdischen Führung und ihres Kampfes“ zu dreißig (30, nicht 25 Jahre wie Medien in Österreich ebenfalls fälschlicherweise berichteten) Jahren Haft verurteilt worden – vorgeworfen wird, sei nach wie vor unklar.
Kamal Qadir ließ über seine Schwester mitteilen, er habe sich bereits wiederholt für seine beleidigenden und verschwörungstheoretischen Aussagen (dass Massoud Barzani, der Präsident der Kurdischen Regionalregierung des Nordiraks, ein „KGB- und zusätzlich Mossad-Agent“ sei, sein Sohn „ein Zuhälter“, usw.) entschuldigt habe. Er wisse nicht, was in ihn gefahren sei, als er diese Zeilen veröffentlichte. Jedoch bleibe er bei seinen Korruptionsvorwürfen gegenüber der kurdischen Regionalregierung und werde auch im Falle seiner Freilassung nicht davon ablassen, die „undemokratische und korrupte kurdische Regionalregierung“ zu kritisieren.
Ein breites Bündnis von verschiedenen namhaften kurdischen Schriftstellern, Intellektuellen und Akademikern setzt sich mit der Kampagne „Free Dr. Sayid Qadir“ für seine sofortige Enthaftung und für Meinungs- und Pressefreiheit im neuen Irak ein. In ihrem Aufruf heißt es u.a.:
„In spite of our own criticism about the writings and method of writing of university lecturer Dr Kamal Sayid Qadir, we consider that his trial is unjust one, not only because it has been proceeded according to Ba’athist laws in Kurdistan to silence the opponents of political power, but also because it represents the biggest threat to human rights and all free and independent voices and gives sanctity to the myth that no one is allowed to cross tabooed red lines and level criticism at Kurdish leaders.“
Eine weitere Schwester, von Kamal Qadir, sowie ihre Tochter, die in Deutschland leben, fühlen sich von den österreichischen Behörden im Sich gelassen. „Mein Onkel [Kamal Qadir] ist österreichischer Staatsbürger. Wieso war es bis heute unmöglich, einen Anwalt für ihn zu organisieren? Wir sind nervlich am Ende und wissen nicht mehr weiter. Einmal heißt es, mein Onkel ist frei, dann stellt sich heraus, dass es nicht stimmt. Dann heißt es er kommt später frei, und wiederum stellt sich die Information als falsch heraus. Wir mussten unser Geschäft zusperren, da wir übermüdet und deprimiert sind. Seit Oktober geht das nun so. Wir fordern die Österreichische Regierung auf, zu handeln, und den Druck auf die Kurdische Regionalregierung zu erhöhen.“
Das Außenministerium ließ Wadi-Mitarbeiter daraufhin wissen, dass es sich noch heute darum bemühen werde, über die österreichische Außenhandelsstelle in Erbil/Hawler (Nordirkak), Hilfestellung für den österreichischen Staatsbürger Kamal Qadir zu bieten.