Das Erdbeben in der südostanatolischen Stadt und Provinz Van (Armenisch: Վան, Kurdisch: Wan) hat mittlerweile zu über 500 bestätigten Toten geführt. Mit Sicherheit liegen unter den Trümmern noch tausende Tote und Verletzte. Die Überlebenden müssen derzeit in extremer Kälte ausharren. Ende Oktober liegen die Temperaturen in den Nächten bereits um den Gefrierpunkt.
Da Van im kurdischen Teil der Südosttürkei liegt, der in den letzten Wochen wieder verstärkt zum Schauplatz militärischer Auseinandersetzungen zwischen der kurdischen Guerilla PKK und dem türkischen Militär wurde, liegt die Stadt auch in einem politisch sehr sensiblen Gebiet in dem staatliche Hilfe bislang nur sehr begrenzt anzukommen scheint. BewohnerInnen der Stadt beklagen sich über zu späte und schlecht koordinierte Hilfsmaßnahmen. In der türkischen Zeitung Hürriyet wird einer der Retter zitiert, sie müssten mit primitiven Werkzeugen arbeiten und hätten keine Ausrüstung. Für den ganzen Landkreis von Erciş (Kurdisch: Erdîş), der zur Provinz Van gehört und am stärksten vom Erdbeben betroffen ist, gäbe es derzeit nur ein einziges Bergungsgerät. Deshalb sterben auch Verletzte in den Trümmern.
Der Grund für die massiven Zerstörungen liegt auch daran, dass korrupte Baufirmen Wohnhäuser billig errichtet haben, ohne dabei die Mindeststandards für ein Erdbebengebiet zu erfüllen. Die Zeitung Radikal übt scharfe Kritik an der „Gier der Baumafia“ und an der Regierung. Denn in Van kollabierten auch Gebäude, die das offizielle Erdbebensiegel erhalten hatten. Nun fragt sich die türkische Presse, wie sie zu diesen kamen, obwohl sie die vorgeschriebenen Standards nicht erfüllten.
Obwohl die türkische Regierung selbst offenbar nicht in der Lage ist, ausreichend Hilfe zu organisieren, wurden entgegen der Ankündigung der Regierung bisher auch keine internationalen HelferInnen in das Katastrophengebiet gelassen. Die Deutsch-Türkischen Nachrichten berichten, dass die deutsche Hilfsorganisation Disaster Response Team Germany (DTRG), deren MitarbeiterInnen mit Unterstützung der türkischen Botschaft in Deutschland nach Van fliegen wollten, von der türkischen Katastrophenschütz-Behörde (AFAD) wieder abbestellt wurden. Während der Bürgermeister von Erciş im türkischen Nachrichtensender NTV betonte, dass dringend Hilfe gebraucht würde und zu wenig Ärzte und Sanitäter zur Verfügung stünden, ist die AFAD der Meinung, dass dies nicht nötig wäre. Gegenüber den Deutsch-Türkischen Nachrichten erklärte sie, dass das türkische Außenministerium keine internationale Hilfsanfrage gestellt habe. Neben der Hilfe aus Deutschland lehnte die türkische Regierung auch ein Hilfsangebot aus Israel ab.
Die Bevölkerung ist damit weitgehend auf sich allein gestellt. Als Hilfsorganisation, die seit Jahren in der Region aktiv ist und mit lokalen NGOs kooperiert, rufen wir deshalb zu Spenden für die Erdbebenopfer in der Region Van auf. Diese Spenden gehen an Sarmaşık, eine lokal aktive Partnerorganisation. Sarmaşık wurde unmittelbar nach dem Erdbeben aktiv und benötigt Spendengelder für Notunterkünfte, Sanitäranlagen und Kindernahrung. Wir werden Ihre Spendengelder gesammelt und ohne irgendwelche Abzüge für Overheadkosten 1:1 an Sarmaşık überweisen. Die Überweisungskosten fallen damit nur einmal an und werden von LeEZA übernommen.
Nähere Informationen über die die aktuellen Aktivitäten von Sarmaşık in Van in Türkisch und Englisch finden Sie unter http://sarmasik.org/default.aspx?ctrl=d&gurupid=haber&linkid=&Kimlik=367
Spenden bitte unbedingt mit dem Kennwort „Van“ an:
LeEZA (Liga für emanzipatorische Entwicklungszusammenarbeit)
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BLZ: 32.000
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Und spenden Sie bitte rasch. Ihre Hilfe wird JETZT benötigt!