Öffentliche Hinrichtung in Teheran

Erstmals seit fünf Jahren fand heute in der iranischen Hauptstadt Teheran wieder eine öffentliche Hinrichtung statt. Zwei Männer waren zum Tode verteilt worden, weil sie 2005 einen konservativen Richter ermordet haben sollen.

Die Hinrichtung fand am zweiten Jahrestag der Tat am Ort des Verbrechens im Zentrum Teherans statt. Der ermordete Richter war für viele politisch motivierte stark kritisierte Urteile verantwortlich. Unter anderem hatte er den prominenten Regierungskritiker Akbar Gandschi zu sechs Jahren Haft verurteilt. Erst am Mittwoch waren in der ostiranischen Stadt Maschad sieben verurteilte Straftäter öffentlich hingerichtet worden. Allein im Juli wurden in Teheran 12 Todesurteile vollstreckt.

Menschenrechtsorganisationen, Politiker und NGOs üben nun scharfe Kritik. Die im Nahen Osten tätige Hilfsorganisation WADI kritisierte heute die Hinrichtungen als „barbarischen Akt der durch nichts gerechtfertigt ist“. „Mit der derzeitigen Hinrichtungswelle im Iran scheint die derzeitige Regierung die Zeit wieder zurückdrehen zu wollen und spärlichen Liberalisierungsschritte unter Präsident Khatami wieder rückgängig zu machen.“ kritisierte WADI-Obmann Thomas Schmidinger und forderte zugleich die OMV auf, ihre Geschäftsbeziehungen mit dem Iran zu nutzen um auf die iranische Führung mäßigend einzuwirken: „Der Iran will mit Europa Geschäfte machen. Die OMV hätte mit ihrem Deal mit dem Iran die Möglichkeit hier ihr ökonomisches Gewicht in die Waagschaale zu werfen.“ Einen ähnlichen Appell hatte vor Kurzem die außenpolitische Sprecherin der Grünen, Ulrike Lunacek, im Zusammenhang mit den beiden Journalisten beiden Journalisten Adnan Hassanpour und Abdolvahed „Hiwa“ Botimar an die OMV gerichtet, die alljährlich gemeinsam mit „Reporter ohne Grenzen“ den „Press Freedom Award“, einen Menschenrechtspreis für engagierte JournalistInnen, vergibt. Die kurdischen Journalisten wurden aus politischen Gründen zum Tode verurteilt und befinden sich derzeit an einem unbekannten Ort wo ihnen Folter und Mißhandlungen drohen.

WADI-Obmann Schmidinger, der erst vor Kurzem Iranisch-Kurdistan bereiste: „In den kurdischen Gebieten des Iran ist die staatliche Repression wesentlich präsenter als in anderen Teilen des Landes. Aufgrund der hier sehr stark präsenten Oppositionsgruppen geht das Regime mit besonderer Härte gegen kurdische Intellektuelle vor.“

Seit der Machtübernahme Mahmud Ahmedinejads als iranischem Präsidenten hat sich die Praxis der Todesstrafe im Iran wieder deutlich verschärft. In diesem Jahr wurden im Iran bereits mindestens 151 Menschen hingerichtet. Vor allem in Provinzstädten werden Todesurteile immer wieder öffentlich vollstreckt. Im Iran können außer Mord unter anderem Vergewaltigung, Ehebruch, Landesverrat, Spionage, homosexuelle Handlungen und Drogenhandel mit der Todesstrafe geahndet werden.

Türkei. Zwischen Kemalismus und Islam

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  • One Hope for Women. Ein Frauenförderungsprojekt von WADI Österreich in Diyarbakir
  • Nach dem Khalifat. Die Entwicklung des politischen Islam in der Türkei
  • Frauenpartizipation in der Türkei. Frauenrechte – „women’s issues“?
  • Zwischen Berg- und Atatürken. Die Linke in der Türkei
  • Graue Wölfe im Schafspelz. Zur Ideologie und Geschichte türkischer FaschistInnen
  • Eine Illusion ist geplatzt. Der Mord an Hirant Dink
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Focus Irak – Radio Orange

Amensty International (Arbeitsgruppe Frauenrechte) interviewte im Mai 2007 Mitarbeiterinnen von LeEZA (damals WADI Österreich) über die Situation von Frauen im Irak und über die Arbeit von LeEZA (damals WADI Österreich).

Im ersten Teil der Sendung kommen Vorstandsmitglieder des Irakisch-Österreichischen Freundschaftsvereins IRAQUNA (www.iraquna.at) zu Wort.

Eine Sendung von Radio Orange in der Sendereihe „Globale Dialoge – Women on Air“

 

Kurdisches Mädchen im Irak zu Tode gesteinigt

Der Standard, 27.4.2007

– 17-Jährige hatte muslimischen Araber im Geheimen getroffen

– In Region 2007 bereits 40 ermordete Frauen aus Gründen der sogenannten „Ehre“

Die Steinigung eines 17-jährigen Mädchens durch ihre Familienangehörigen in Bashiqa, in der Nähe von Mosul, löste eine Protestwelle von aus, der sich auch Wadi, eine in Irakisch-Kurdistan tätige Hilfsorganisation aus Österreich, anschließt.

Am Freitag wurde bekannt, dass am 7. April in der irakisch-kurdischen Stadt Bashiqa, die 17-jährige Doa zu Tode gesteinigt worden ist. Nach Angaben von Wadi, einer vor Ort tätigen Hilfsorganisation aus Österreich, gehörte das Mädchen einer Yezidi-Familie an, hatte sich aber in einen muslimischen Araber verliebt und diesen im Geheimen getroffen. Als die Beziehung entdeckt wurde, brachte man das Paar auf eine Polizeistation und verhörte sie. Da der Mann Doa nicht heiraten wollte, verboten ihre Eltern die Rückkehr nach Hause. Ein yezidischer religiöser Würdenträger aus Bashiqa nahm sich ihrer an und versteckte sie fünf Tage lang bei sich zu Hause, bis sie Familienangehörigen aus seinem Haus holten, mit dem Versprechen, ihr würde nichts zustoßen. Auf offener Straße wurde sie daraufhin zu Tode gesteinigt, so Wadi.

Ihre Familienangehörigen gehören den mehrheitlich kurdischsprachigen Yezidi an, die selbst – in den letzten Monaten verstärkt – ins Visier islamistischer Terrorgruppen geraten waren, welche sie als „Teufelsanbeter“ denunzieren.

Mirza Dinnayi, ehemaliger Minderheitenberater des irakischen Staatspräsidenten Talabani und Koordinator der „Yezidi Democratic Community“ in Deutschland zeigt sich über den Vorfall bestürzt. „Alle yezidischen Vereine und Persönlichkeiten haben auf diesen barbarischen Akt voller Bestürzung reagiert. Dass Ehrenmorde nun auch unter Yeziden passieren, zeigt, wie verroht die irakische und die gesamte orientalische Gesellschaft ist.“

Fehlender Rechtsschutz

„In einer von ethnisierten und religiösem Fanatismus angeheizten Stimmung und der völligen Abwesenheit einer funktionierenden Staatlichkeit, kommt es immer häufiger vor, dass Familienverbände das Recht in die eigene Hand nehmen“, erklärt Wadi-Obmann Thomas Schmidinger den Kontext der Ermordung: „Davon sind offenbar auch Gruppen betroffen, die als Minderheiten selbst Opfer von Gewalt werden.“

Kurdische Frauen werden durch einen fehlenden Rechtsschutz immer wieder zum Opfer von Ehrenmorden, erklärt Mary Kreutzer von Wadi. „Dieser jüngste Mord ist jedoch durch die Beteiligung so vieler Personen und die Untätigkeit der anwesenden Polizisten und kurdischen Sicherheitskräften besonders erschütternd!“

Mirza Dinnayi befürchtet, dass sich die Situation für die yezidische Bevölkerung in den nächsten Wochen massiv verschlechtern werde. Er berichtet von manipulierten Videoaufnahmen, die das gesteinigte Mädchen mit Kopftuch und Koran in Händen zeigen. „Kurdische Islamisten verbreiten das Gerücht, dass das Mädchen zum Islam konvertiert sei, und deshalb sterben musste. Sie hetzen mit dieser Falschmeldung die Gemüter auf. In den Moscheen von Mosul kursiert seit der Tat eine Fatwa, die zur Ermordung von Yeziden aufruft. Und vor einer Woche wurden 24 yezidische Arbeiter aus einem Bus gezerrt und hingerichtet.“

Tatsächlich zeigen Filmaufnahmen, die mit einer Handy-Kamera gefilmt wurden, dass männliche Familienangehörige des Mädchens (der Onkel, der Bruder und ein Cousin) vor den Augen mehrer hundert Zuseher, das Mädchen nackt auszogen und zu Tode steinigten. Deutlich erkennbar sind ebenfalls Polizisten, die der Steinigung unbeteiligt zusahen und nicht einschritten.

2007 40 ermordete Frauen aus Gründen der sogenannten „Ehre“

So richtet sich die Forderung von Wadi nun auch an die irakischen und kurdischen Behörden entschieden strafrechtlich gegen die Familie des Opfers vorzugehen: „Nur wenn die Täter nun rasch festgenommen werden, ihnen der Prozess gemacht und sie nach dem irakischen Strafrecht bestraft werden, kann der irakische Staat noch glaubwürdig vermitteln, dass er keine Lynchjustiz duldet“, stellt Mary Kreutzer klar. „Aber auch die Untätigkeit der anwesenden Sicherheitskräfte muss untersucht werden.“ Bislang wurden lediglich sechs Personen verhaftet. „Es kann nicht sein, dass der Großteil des beteiligten Mobs einfach unbehelligt bleibt“, kritisiert Kreutzer. In diesem Zusammenhang fordert Wadi zudem rechtliche und gesellschaftliche Bemühungen zu intensivieren, die strukturellen Rahmenbedingungen so zu verändern, dass endlich diese in der Öffentlichkeit weitgehend verschwiegenen Verbrechen entschieden bekämpft werden. Allein zwischen Jänner und März 2007 kam es zu 40 Mordfällen an Frauen aus Gründen der sogenannten „Ehre“ in Irakisch-Kurdistan, wie UNAMI (United Nations Assistance Mission in Iraq) jüngst berichtete. (red)

Weitere Hinrichtungen und Auspeitschungen in Saudi-Arabien

In Saudi-Arabien sind am Montag drei Iraker enthauptet worden, weil sie Haschisch geschmuggelt haben sollen. Am selben Tag war in der Stadt Arar ein saudischer Staatsbürger öffentlich enthauptet worden, der einen Landsmann erschossen hatte.

Seit Jahresbeginn wurden in Saudi Arabien bereits 34 Menschen enthauptet. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 38 Personen wegen Drogenschmuggels, Mordes oder Vergewaltigung hingerichtet. Zur Zeit sitzt in dem streng wahabitischen Staat ein Ägypter in der Todeszelle, weil er „den Koran entweiht“ haben soll. Zudem besteht zur Zeit die Gefahr, dass eine 19-jährige Frau, die nur unter der Bezeichnung „das Mädchen aus al-Qatif“ bekannt ist, sowie fünf Männer ausgepeitscht zu werden.

Saudi-Arabien zählt zu den Staaten mit den weltweit meisten Hinrichtungen und Körperstrafen, die nach der saudischen Lesart des islamischen Rechtes vollstreckt werden.

Proteste richten Sie bitte an die
Botschaft des Königreichs Saudi-Arabien,
Formanekg 38, 1190 Wien
Tel.: +43(1)3672531-32
Fax: +43(1)3672540

LeEZA, Postfach 105, A-1181 Wien | Tel.: +43-650-5236415 | info@leeza.at

Proteste gegen Ilisu vor dem Finanzministerum

Mit einer Kundgebung vor dem Finanzministerium reagierten heute GegnerInnen des Ilisu-Damms in der Türkei auf die übereilte und geheim gehaltene Sitzung des Kontrollbankbeirates im Finanzministerium, die – wie die GegnerInnen des weltweit umstrittenen Staudamms befürchten – auf Druck der türkischen Regierung die Unterstützung des Projektes durch Steuergelder beschließen will.

„Mit österreichischen Steuergeldern sollen nun Exportkredite für ein letztlich militärisches Projekt zur Bekämpfung kurdischer RebellInnen und als Druckmittel gegen den Irak finanziert werden!“ ist Thomas Schmidinger, der Obmann der in der Region aktiven Hilfsorganisation WADI entsetzt. Erst vor wenigen Tagen hatte die türkische Regierung erklärt, dass der Bau des Ilisu-Großstaudammes im kurdischen Südosten der Türkei von 5000 Soldaten abgesichert werden soll. Mit diesem Beschluss leitete das „Höchste Amt zur Bekämpfung des Terrorismus“ (TMYK) unter Vorsitz des türkischen Außenministers Abdullah Gül die Militarisierung des Staudammbaus ein.

In türkischen Medien wird seither offen über den militärischen Nutzen des Projektes „gegen die Terroristen“ gesprochen, „deren Verstecke damit vernichtet“ werden könnten. Tatsächlich hatte die Nachfolgeorganisation der PKK schon Ende 2006 erklärt, der Damm und damit auch die Baustelle der österreichischen Firma VA Tech Hydro wäre „ein Angriffsziel“.

Bisher fehlten auch jegliche Konsultationen mit den irakischen Nachbarn, deren Wasserministerium sich offen gegen das Projekt gestellt hatte. Die Auswirkungen auf den Wasserdurchlauf des Tigris wären enorm und würden bis hin zu den eben erst in einer Renaturierungsphase befindlichen Sümpfen des Südirak fatale Konsequenzen mit sich ziehen, so die seit Jahren im Irak tätige österreichische Hilfsorganisation WADI. Die Beteiligung Österreichs an diesem Projekt würde auch eine Beteiligung an der Militarisierung der Region mit sich bringen, so Kiymet Cevis,von Wadi Österreich: „Der Ilisu-Damm ist ein Schlüsselprojekt des GAP, des Südostanatolien-Projekts, das im Endzustand 22 Staudämme aufweisen soll und mit 19 Energiegewinnungsanlagen bis zu 8.000 kWh vor allem in den westtürkischen Energiesektor liefern soll. Ilisu soll noch rasch vor einem EU-Beitritt der Türkei und bevor der davon unmittelbar betroffenen südliche Nachbar Irak wieder außenpolitisch handlungsfähig ist, fertig gestellt werden.“ Sich daran zu beteiligen wäre laut Ceviz „ein Verbrechen“.

Rückfragehinweise unter Tel.(WADI) : 0699-11365509

Weitere Links zum Thema ILISU:
http://homepage.univie.ac.at/thomas.schmidinger/php/texte/tuerkei_ilisu_kultur.pdf
http://homepage.univie.ac.at/thomas.schmidinger/php/texte/tuerkei_ilisu.pdf
http://www.leeza.at/Media/Spiegel/feldkircher.pdf
http://www.leeza.at/Media/Presse/press_28-05-06.php
http://www.leeza.at/Media/Presse/press_07-03-06.php
www.eca-watch.at

Zum Frauentag: Genitalverstümmelung ist keine Kultur, sondern ein Verbrechen!

Wien/Suleymaniya (Irak): Inmitten der täglichen Gewalt, die das Bild des Irak in den internationalen Medien kennzeichnet, richten sich Frauen mit einem dringenden Appell an die kurdische Regionalregierung im Norden des Irak: Stoppt die Gewalt gegen Frauen und Mädchen und schützt ihr Recht auf Gesundheit und körperliche Unversehrtheit! Gemeint sind nicht Entführungen und Kriegsgewalt, gemeint ist eine Form »traditioneller« Gewalt gegen Frauen und Mädchen, die in Friedens- wie Kriegszeiten existiert: FGM (Female Genital Mutilation), die Verstümmelung weiblicher Sexualorgane.

FGM ist international gebannt – durch die Kinderrechtskonvention, weil die euphemistisch »Beschneidung« genannte Operation zumeist an Minderjährigen vorgenommen wird, und durch zahllose Einzelbeschlüsse und -abkommen. Die Verstümmelung zielt darauf ab, die weibliche Fähigkeit zu eigenem (sexuellem) Lustempfinden zu vernichten. Sie ist der ultimative, körperliche Ausdruck der Unterdrückung von Frauen und Mädchen. Die Betroffenen leiden regelmäßig unter Entzündungen und dauerhaften Erkrankungen der Sexualorgane, unter Unfruchtbarkeit und anhaltendem Schmerz, oft auch unter starken psychischen Belastungen wie dem post-traumatic stress symptom. Immer wieder sterben Mädchen infolge der Operation. International herrscht Einigkeit darüber: FGM ist keine Kultur, sondern ein Verbrechen.

Die Anti-FGM Petition in der kurdischen Wochenzeitschrift Awena weitgehend unbemerkt von der internationalen (Fach-) Öffentlichkeit wird FGM auch im kurdischen Nordirak praktiziert. Erste Untersuchungen in einzelnen Regionen zeigten, dass bis zu 60 % der befragten Frauen der Operation unterworfen wurden. Frauenrechtsverbände vor Ort haben bereits Mitte vergangenen Jahres auf einer regionalen Konferenz, unterstützt von WADI, dazu aufgerufen, dem Problem mehr Aufmerksamkeit zu schenken und die weibliche Genitalverstümmelung per Gesetz zu ächten. In einigen Regionen arbeiten Mobile Teams in Dörfern und Städten, um Frauen und Männer über die gravierenden Folgen der Praxis aufzuklären. Zum internationalen Frauentag treten Frauen und Männer aus der Region nun öffentlich dafür ein, offen über ein tabuisiertes Thema zu sprechen und FGM im Nordirak auf allen gesellschaftlichen Ebenen zu bekämpfen.

Innerhalb weniger Tage unterzeichneten mehr als 5.000 Personen namentlich einen offenen Brief an das Parlament der Region Kurdistan/Irak, der zum internationalen Frauentag in allen größeren Tageszeitungen der Region ganzseitig veröffentlicht wird. Fernsehspots gegen FGM in kurdischen Sendern sollen die breite Bevölkerung aufklären. Eine demokratische Gesellschaft, so der Aufruf sinngemäß, könne die beständige Verletzung der grundlegendsten Rechte von Frauen und Mädchen nicht dulden.

Öffentliche Kampagnen wie diese sind neu in einem Land, das Jahrzehnte von einer totalitären Diktatur regiert wurde. Politischer Dissens und Opposition äußerten sich bestenfalls heimlich. Ein namentliches Bekenntnis kam der Todesstrafe gleich. Um so beeindruckender ist die große Resonanz, die der Aufruf binnen weniger Tage gefunden hat. Der Weg der öffentlichen Kampagne wurde bewusst gewählt. FGM fußt auf dem Schweigen der Beteiligten, die Praxis ist umhegt von einer Mauer aus Scham. Die Erfahrungen in anderen Ländern zeigen, dass der Bruch des Schweigens der erste, unabdingbare Schritt hin zu einer breiten Ächtung der Genitalverstümmelung ist.

Der Aufruf im Internet: http://www.stopfgmkurdistan.org/index.htm

Weiterführende Informationen: www.leeza.at und www.wadinet.de

Im Februar 2007 erschien die dritte Print-Ausgabe von: WADI-News, Schwerpunkt: Weibliche Genitalverstümmelung.
Wird kostenlos per Post zugeschickt, schicken Sie uns Ihre Adresse! Hier auch online zu lesen.

Filmmaterial:
WADI hat gemeinsam mit dem kurdischen Regisseur Nabaz Ahmed im vergangenen Jahr einen Dokumentar-Film über FGM in der irakisch-kurdischen Region Germian produziert. In dem 30 minütigen Film sprechen Frauen und Mädchen über ihre Erfahrungen mit Genitalverstümmelung, über die Ursachen und Begründungen und über die Folgen der Praxis. Der Film liegt in Originalton mit englischen Untertiteln vor. Anfragen bitte an: info@leeza.at

Im Irak tätige Hilfsorganisation WADI fordert die Öffnung der Grenzen für Irak-Flüchtlinge

Die im Irak tätige Hilfsorganisation WADI fordert die Aufnahme von irakischen Kriegsflüchtlingen durch die EU und die USA um die prekäre Situation von zwei Millionen Flüchtlingen in Syrien und Jordanien zu entschärfen. Eine solche Aufnahme von Kriegsflüchtlingen – wie sie in Österreich zuletzt während des Bosnienkriegs gehandhabt wurde – wäre auch im Interesse der EU.

Diesen Vorschlag zur Bewältigung des Flüchtlingsansturms aus dem Irak in die Nachbarstaaten Syrien und Jordanien präsentierte heute die seit Jahren im Irak tätige Hilfsorganisation WADI:

„Es ist Zeit, die Grenzen der EU für irakische Staatsbürger zu öffnen!“, erklärte Wadi-Obmann Thomas Schmidinger. Österreich hätte die Möglichkeit, wie damals während des Bosnienkriegs, Irakerinnen und Iraker pauschal als Kriegsflüchtlinge anzuerkennen. „Würde die EU in einer gemeinsamen Anstrengung eine halbe Million Irakis aufnehmen und unter den verschiedenen EU-Staaten aufteilen, wäre dies problemlos bewältigbar. Auf Österreich würden – nach der Bevölkerungszahl der EU-Staaten aufgeteilt – ungefähr 12.000 Kriegsflüchtlinge kommen. Neben der EU solle jedoch auch die USA in die Pflicht genommen werden und ebenfalls eine halbe Million Kriegsflüchtlinge als Sofortmaßnahme aufnehmen. „Wenn die Truppen der beiteiligten EU-Staaten und der USA nicht fähig sind, die Sicherheit im Irak herzustellen, dann müssen wir wenigstens die Flüchtlinge aufnehmen!“ appelliert Schmidinger.

In den letzten Monaten sind über zwei Millionen irakische Staatsbürger nach Jordanien und Syrien geflüchtet, über 1,6 Millionen mussten als intern Vertriebene ihre Häuser verlassen und in anderen Teilen des Landes Unterkunft finden. Syrien und Jordanien sind mit der Flüchtlingswelle völlig überfordert. Der überwiegende Großteil der Flüchtlinge muss ohne jede Unterstützung auskommen. Die Hilfsorganisation Wadi, die seit Jahren im kurdischen Autonomiegebiet des Nordirak Frauen- und Sozialprojekte unterstützt, argumentiert jedoch nicht nur mit der humanitären Katastrophe.

„Langfristig“, so Schmidinger, „liegt es auch im ureigensten Sicherheitsinteresse der Europäischen Union hier die humanitäre Lage zu entschärfen. Ein dauerhaftes Flüchtlingsproblem in Jordanien und Syrien würde dortige politische Konflikte massiv verschärfen. Damit könnte langfristig die Region destabilisiert und letztlich der Terror gefördert werden.“ Die Hilfsorganisation, die seit Jahren eng mit Exilirakern in Österreich zusammenarbeitet, sieht auch keinerlei Integrationsprobleme mit den neuen Flüchtlingen:

„Niemand von diesen Flüchtlingen wollte gehen. Sie haben lange im Irak ausgeharrt und wenn der Bürgerkrieg bald zu Ende sein sollte, werden die meisten freiwillig in den Irak zurückkehren“, so Mary Kreutzer, die die Frauenprojekte im Irak von Österreich aus koordiniert: „Wenn sie aber länger bleiben, dann haben jene 5.000 Irakerinnen und Iraker, die schon während der Diktatur Saddam Husseins nach Österreich flüchteten, bewiesen, dass sie eine Bereicherung für dieses Land sind. Viele von ihnen sind bestens ausgebildet und arbeiten heute als Ärzte, Wissenschafterinnen und Unternehmer. Für Österreich sind diese Menschen vor allem eine Bereicherung!“

Irakisch-Kurdistan: Gewalt gegen Yezidi eskaliert

Wie erst jetzt aus kurdischen Quellen bekannt wurde, kam es am 15. Februar 2007 zu einem massiven Angriff radikaler kurdischer Islamisten auf die yezidische Stadt Shaikhan, wo das religiöse Oberhaupt und die Würdenträger der Yeziden leben. Der Überfall geschah laut der „Yezidische Gesellschaft in Deutschland“ mit Hilfe und Unterstützung kurdisch-muslimischen Polizeioffiziere der Stadt. Die Islamisten hätten dabei einen yezidischen Tempel (Mend), verschiedene Kulturzentren, Autos und Geschäfte zerstört und verbrannt, sowie zum Gihad gegen die Yezidi aufgerufen. Am nächsten Tag soll eine yezidische Frau und Mutter von vier Kindern vergewaltigt und enthauptet worden sein. Seither leben die hilflosen yezidischen Familien in dieser Region unter panischer Angst, richtigem Horror und sind in ihren Häusern eingesperrt.

Etwa ein Prozent der irakischen Gesamtbevölkerung gehört den Yezidi an. Die Religionsgemeinschaft, die im Gegensatz zu Christen- und Judentum von Muslimen nicht als Buchreligion betrachtet wird (und damit nicht dem islamischen Schutzgebot untersteht) wurde in den letzten Jahren immer wieder zum Angiffsziel radikaler Islamisten, die sie als „Teufelsanbeter“ denunzierten. Die meisten Yezidi leben in der zentralirakischen Provinz Ninive sowie in der kurdisch verwalteten Provinz Dohuk.

Ethnische und religiöse Minderheiten, die über kein von ihnen kontrolliertes Territorium verfügen, wurden in den letzten Monaten generell vermehrt zum Ziel von Anschlägen und Angriffen. Ein am Montag veröffentlichter Bericht der in London ansässigen Menschenrechtsgruppe „Minority Rights Group International“ erklärte, Minderheiten würden verstärkt Opfer „von Angriffen, Entführungen und Drohungen von allen Seiten“. Einige Gemeinden, die seit 2000 Jahren im Irak leben, stünden jetzt vor der Vernichtung. Im Kampf um die Vorherrschaft im Irak würden sie von Sunniten, Schiiten und Kurden angegriffen.

Die seit Jahren im Irak arbeitende Hilfsorganisation Wadi protestiert aufs Schärfste gegen die Gewalt gegen Minderheiten, insbesondere gegen die Angriffe auf Yezidi in Shaikhan und fordert die kurdischen Behörden dazu auf scharf gegen die Angreifer vorzugehen. „Es ist sicherzustellen“, so Wadi-Obmann Thomas Schmidinger, „dass in Zukunft Polizei und Peshmerga die Yezidi vor Angriffen schützen und sich nicht an diesen Angriffen beteiligen.“

Weibliche Genitalverstümmelung

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  • Praxis, Hintergründe, Rechtfertigung
  • Nordirak: Von der Negierung zur Bekämpfung
  • Eine Mauer des Schweigens: FGM in Europa
  • Corinna Milborn im Gespräch mit Waris Dirie
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